Die Sicherheitsnormen für Arbeitshandschuhe

28.04.2023 Ratgeber
Die Sicherheitsnormen für Arbeitshandschuhe - Die Sicherheitsnormen für Arbeitshandschuhe | Primo24

Lesezeit: 12 Minuten

Das wichtigste Werkzeug sind die Hände. So ist es unabdingbar, dass diese bei der Arbeit auch geschützt sind. Die Verwendung von Arbeitshandschuhen ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes in vielen Branchen. Arbeitshandschuhe müssen je nach Anwendung und Risiko unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Egal ob Schutz vor Abrieb, Kälte oder Chemie, für jede Tätigkeit werden Arbeitshandschuhe mit speziellen Eigenschaften benötigt. Damit auch immer ein zuverlässiger Schutz bei der Nutzung der Arbeitshandschuhe gewährleistet ist, gibt es eine festgelegte Norm, nach der die Handschuhe getestet werden. Alle Normen sind unausweichlich und können in Kombination verwendet werden, um die Schutzleistung in verschiedenen Arbeitsumgebungen zu bewerten.


Inhalt

Mechanische Risiken EN 388:2016

Kälteschutz EN 511:2006

Kettensägenschutz EN ISO 11393-4:2020

Thermische Risiken EN 407:2020

Schutz vor Chemikalien und Mikroorganismen EN ISO 374-1:2016

Einmalhandschuhe EN 455-1:2000 AQL

Fazit

Mechanische Risiken EN 388:2016

EN 388 ist eine europäische Norm für die Bewertung der Leistung von Handschutz gegenüber mechanischen Risiken. Es umfasst die Testkriterien Abriebfestigkeit (0-4), Schnittfestigkeit (0-5), Weiterreißfestigkeit (0-4), Durchstichfestigkeit (0-4) und außerdem seit 2016 auch Schnittfestigkeit nach ISO 13997 (A-F) sowie optional Stoßfestigkeit (P). Jedes Kriterium wird auf einer Skala bewertet. Je höher der Wert, desto höher ist die Beständigkeit. Die Kennzeichnung X bedeutet, dass ein Leistungskriterium nicht getestet wurde oder der Test nicht anwendbar ist. Die Gesamtleistung des Handschutzes wird durch die Kombination der einzelnen Leistungskriterien ermittelt. Diese Kennzeichnung steht meist auf der Verpackung des Produkts.

Ein Beispiel für einen Handschutz mit der Kennzeichnung EN 388:2016 wäre: 4 1 3 X B P. Das bedeutet, dass der Handschutz die höchstmögliche Abriebfestigkeit von 4 hat, eine Schnittfestigkeit von 1, eine Weiterreißfestigkeit von 3 und eine nicht getestete Durchstichfestigkeit X. Außerdem hat der Handschuh die Schnittfestigkeit nach den neuen Kriterien mit B bestanden und verfügt zudem über eine Stoßfestigkeit P.

Mechanische Risiken

Kälteschutz EN 511:2006

Bei Tätigkeiten, bei denen der Schutz gegen Kälte wichtig ist, sollte unbedingt auf die Kennnummer EN 511:2006 geachtet werden. Schutzhandschuhe gegen Kälte sollten nämlich gut isoliert sein. Außerdem spielen die Umweltbedingungen, wie Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur, eine entscheidende Rolle.

EN 511 ist eine europäische Norm, die sich auf die Bewertung der Leistung von Handschutz gegenüber Kälte und Feuchtigkeit bezieht. Dazu gehören Handschuhe, die in kalten Umgebungen oder bei niedrigen Temperaturen verwendet werden, wie beispielsweise beim Einsatz in der Kälteindustrie, beim Winterbergsteigen oder bei der Arbeit in Kühllagern. Hierbei sollten die Arbeitshandschuhe ihre Flexibilität und isolierenden Fähigkeiten nicht verlieren. Die Handschuhe müssen sowohl vor konvektiver Kälte als auch vor Kontaktkälte und Feuchtigkeit schützen.

Die Norm EN 511 bewertet die Leistung des Handschutzes in Bezug auf konvektive Kälte (0-4), Kontaktkälte (0-4) und Wasserdichtheit (0-1). Jeder dieser Bereiche wird auf einer Skala bewertet. Je höher der Wert, desto höher ist die Leistung.

Kälteschutz EN 511:2006 Wasserdichtheit Kontaktkälte Konvektiv Kälte

Kettensägenschutz EN ISO 11393-4:2020

Bei der Arbeit mit Kettensägen sollte unbedingt auf die EU-Norm für Schutzkleidung für die Benutzung von handgeführten Kettensägen geachtet werden. Der Umgang mit Kettensägen kann schnell zu Verletzungen führen. Deshalb sind Schnittschutzhandschuhe mit ausreichendem Schutz besonders wichtig. Auch der sichere Griff spielt eine bedeutende Rolle, um ein Abrutschen zu vermeiden. So sollte das Material des Handschuhs robust und griffig sein. Das Prüfkriterium dieser EU-Norm bezieht sich auf die Kettengeschwindigkeit. Je höher die Prüfungsklasse, desto höher ist die Kettengeschwindigkeit, dem der Arbeitshandschuh standhält.

Kettensägen Schutz EN ISO 11393-4:2020 Kettensägen Geschwindigkeit

Thermische Risiken EN 407:2020

Thermische Risiken können am Arbeitsplatz in zahlreichen Formen auftreten. Um den Schutz bei Kontakt mit hohen Temperaturen durch Hitze, Strahlung oder Zündquellen zu gewährleisten, sind feuerfeste und hitzebeständige Handschuhe wichtig. Die feuerfesten Arbeitshandschuhe sollten bei Bedarf auch einen hervorragenden Abrieb- und Schnittschutz bieten, um einen sicheren Arbeitsalltag zu ermöglichen. Durch die EU-Norm EN 407 werden die Handschuhe auf die Kriterien Brennverhalten (0-4), Kontaktwärme (0-4), konvektive Hitze (0-4), Strahlungswärme (0-4), Belastung durch kleine Spritzer geschmolzenen Metalls (0-4) sowie Belastung durch große Mengen flüssigen Metalls (0-4) getestet. Auch hier steht die Zahl „4“ für die höchste Beständigkeit und die Zahl „0“ für die niedrigste bzw. keine Beständigkeit. Ebenso bedeutet der Buchstabe „X“, dass kein Test durchgeführt wurde oder nicht anwendbar ist.

Thermische Risiken  EN 407:2020 Belastung durch Spritzer geschmolzenes Metall  Strahlungswärme Konvektiv Hitze Kontakltwärme Brennverhalten

Schutz vor Chemikalien und Mikroorganismen EN ISO 374-1:2016

Die DIN-Norm EN ISO 374-1 bezieht sich auf die chemische Beständigkeit von Handschuhen gegenüber unterschiedlichen Chemikalien, wie Säuren, Laugen und Ölen. Die Norm setzt spezifische Ansprüche an die Arbeitshandschuhe und legt sie in verschiedene Schutzniveaus fest.

Die Norm legt Anforderungen an die Materialien, die Durchdringungs- und Permeationsbeständigkeit sowie die physikalischen Eigenschaften fest. Die Durchdringungsbeständigkeit gibt an, wie lange eine Chemikalie benötigt, um durch den Handschuh zu dringen. Dabei wird der Handschuh einem chemischen Test ausgesetzt, bei dem die Durchdringungszeit gemessen wird. Die Permeationsbeständigkeit bezieht sich auf die Dauer, bis eine Chemikalie anfängt, durch den Handschuh zu dringen. Beide Werte sind wichtige Kennzahlen für den Schutz der Haut vor Chemikalien.

Die Zahl 374-1 verweist auf die spezifische Norm für Arbeitshandschuhe zum Schutz vor Chemikalien und Mikroorganismen. Es gibt auch andere Teile der Norm, die sich mit verschiedenen Aspekten des Arbeitsschutzes befassen, wie beispielsweise EN ISO 374-5 für Mikroorganismen oder EN ISO 374-3 für Chemikalien, die bestimmte Durchdringungs- und Permeationsanforderungen haben.

Die Schutzniveaus umfassen sechs verschiedene Kategorien, vom Schutz gegenüber einfachen Chemikalien bis hin zum Schutz gegenüber gefährlicheren Stoffen, wie Viren, Bakterien und radioaktiven Substanzen. Die Kategorien werden durch Buchstaben von A bis F dargestellt.

Die DIN-Norm hat auch eine Anleitung zur Kennzeichnung der Handschuhe anhand von Symbolen, die eine bestimmte chemische Beständigkeit angeben. Der Benutzer der Handschuhe kann durch die Symbole schnell erkennen, mit welchen Chemikalien er umgehen kann und mit welchen nicht.

Chemikalien ud Mikroorganismen
Kennbuch-
stabe
Definierte 
Chemikalie
CAS-NummerKlasse
AMethanol67-56-1Primärer Alkohol
BAceton67-64-1Keton
CAcetonitril75-05-8Nitril-Verbindung
DDichlormethan75-09-2Chloriertes Paraffin
EKohlenstoffdisulfid75-15-0Schwefelhaltige organische Verbindung
FToluol108-88-3Aromatischer Kohlenwasserstoff
GDiethylamin109-89-7Amin
HTetrahydrofuran109-99-9Heterozyklische und Etherverbindungen
IEthylacetat141-78-6Ester
Jn-Heptan142-82-5Aliphatischer Kohlenwasserstoff
KNatriumhydroxid 40 %1310-73-2Anorganische Base
LSchwefelsäure 96 %7664-93-9Anorganische Mineralsäure, oxidierend
MSalpetersäure 65 %7697-37-2Anorganische Mineralsäure, oxidierend
NEssigsäure 99 %64-19-7Organische Säure
OAmmoniak 25 %1336-21-6Organische Base
PWasserstoffperoxid 30 %7722-84-1Peroxid
SFluorwasserstoffsäure 40 %7664-39-3Anorganische Mineralsäure
TFormaldehyd 37 %50-00-0Aldehyd

Einmalhandschuhe EN 455-1:2000 AQL

Einmalhandschuhe sind ein wichtiges Instrument im Bereich der medizinischen und pflegerischen Versorgung. Allerdings müssen Einmalhandschuhe bestimmte Standards und Normen erfüllen, um ihre Wirksamkeit und Schutzwirkung in Bezug auf Durchlässigkeit und Sterilität zu gewährleisten. Eine wichtige Kennzeichnung von Einmalhandschuhen ist die EN 455-1:2000 AQL. Diese Kennzeichnung gibt Auskunft über die Qualitätsprüfungen, denen Handschuhe unterzogen wurden.

AQL bedeutet „Acceptable Quality Level“ und steht für die akzeptierte Qualitätsstufe von Handschuhen. Die Norm EN 455-1:2000 definiert die Prüfverfahren zur Bestimmung der physikalischen Eigenschaften von medizinischen Handschuhen aus Naturkautschuklatex und die daraus hergestellten Mischungen. Es geht insbesondere um die Prüfung auf Löcher und den Durchbruch von Chemikalien.

Die Handschuhe müssen bei der Prüfung eine ausreichend niedrige Anzahl von Löchern aufweisen, um als qualitativ hochwertig zu gelten. Genauer gesagt bedeutet dies, dass bei der Inspektion von 100 Handschuhen höchstens 1 bis 2 Handschuhe durchlässig sein dürfen.

Die Kennzeichnung EN 455-1:2000 AQL gibt medizinischem Personal daher die Sicherheit, dass sie Handschuhe verwenden, die den Qualitätsstandards entsprechen und somit die notwendige Schutzwirkung gewährleisten.

Einmalhandschuhe

Fazit

Insgesamt ist die DIN-Norm in Bezug auf Arbeitshandschuhe ein grundlegender Faktor für die Arbeitssicherheit. Sie dient als Richtlinie für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei der Auswahl und Verwendung von geeigneten Handschuhen. Es ist auch wichtig zu betonen, dass die DIN-Norm nur ein Aspekt der Arbeitssicherheit darstellt. Es gibt nämlich noch andere Faktoren, die eine Rolle spielen, wie beispielsweise der korrekte Einsatz der Handschuhe, angemessene Schulungen der Arbeitnehmer und die entsprechende Anwendung von Schutzausrüstung.

Fazit

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