Die Sicherheits-Normen für Arbeitshandschuhe

Hanna Wichmann – 2023-04-28 11:21:00
Die Sicherheits-Normen für Arbeitshandschuhe - Die Bedeutung von EN-388, EN 511:2006,  EN ISO 11393-4:2020 und EN 407:2020  bei Arbeitshandschuhen

Was die Kennzeichnungen auf Schutzhandschuhen bedeuten

Das wichtigste Werkzeug sind die Hände, so ist es unabdingbar, dass diese bei der Arbeit auch geschützt sind. Die Verwendung von Arbeitshandschuhen ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes in vielen Branchen. Arbeitshandschuhe müssen je nach Anwendung und Risiko unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Sowohl für den Schutz vor Abrieb, vor Kälte, oder gar vor Chemie werden Arbeitshandschuhe benötigt mit speziellen Eigenschaften. Damit ein zuverlässiger Schutz gewährleistet ist bei der Nutzung der Montagehandschuhe, gibt es eine festgelegte Norm, nach der die Handschuhe getestet werden. Alle Normen sind unabdingbar und können in Kombination verwendet werden, um die Schutzleistung von Handschuhen in verschiedenen Arbeitsumgebungen zu bewerten.

Mechanische Risiken EN 388:2016

EN 3882016 ist eine europäische Norm für die Bewertung der Leistung von Handschutz gegenüber mechanischen Risiken. Es umfasst die Testkriterien Abriebfestigkeit (0-4), Schnittfestigkeit (0-5), Weiterreißfestigkeit (0-4) und Durchstichfestigkeit (0-4), seit 2016 auch Schnittfestigkeit nach ISO 13997 (A-F) und optional Stoßfestigkeit (P). Jedes Kriterium wird auf einer Skala bewertet, je höher der Wert ist, desto höher ist die Beständigkeit. Die Kennzeichnung X kann angegeben werden, um anzuzeigen, dass ein Leistungskriterium nicht getestet wurde oder der Test nicht anwendbar ist. Die Gesamtleistung des Handschutzes wird durch die Kombination der einzelnen Leistungskriterien ermittelt und kann auf der Verpackung des Produkts gefunden werden.

Ein Beispiel für einen Handschutz mit der Kennzeichnung EN 388:2016 wäre: 4 1 3 X B P. Das bedeutet, dass der Handschutz die höchstmögliche Abriebfestigkeit von 4 hat, eine Schnittfestigkeit von 1, eine Weiterreißfestigkeit von 3 und eine nicht getestete Durchstoßfestigkeit X. Außerdem hat der Handschuh die Schnittfestigkeit nach neuen Kriterien mit B bestanden und verfügt zudem über eine Stoßfestigkeit P.

Mechanische Risiken

Kälteschutz EN 511:2006

Bei Tätigkeiten bei denen Schutz gegen Kälte wichtig ist, sollte unbedingt auf die Kennnummer EN 511:2006 geachtet werden, denn Schutzhandschuhe gegen Kälte sollten gut isoliert sein. Außerdem spielen auch die Umweltbedingungen wie Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur eine entscheidende Rolle.

EN 511 ist eine europäische Norm, die sich auf die Bewertung der Leistung von Handschutz gegen Kälte und Feuchtigkeit bezieht. Sie bezieht sich auf Handschuhe, die in kalten Umgebungen oder bei niedrigen Temperaturen verwendet werden, wie z.B. beim Einsatz in der Kälteindustrie, beim Winterbergsteigen oder bei der Arbeit in Kühllagern. Hierbei sollten die Winter-Arbeitshandschuhe gegen Kälte ihre Flexibilität und die isolierenden Fähigkeiten nicht verlieren. Die Montagehandschuhe müssen sowohl vor Konvektivkälte als auch vor Kontaktkälte und vor Feuchtigkeit schützen.

Die Norm EN 511 bewertet die Leistung des Handschutzes in Bezug auf Konvektivkälte ( 1-4), Kontaktkälte (1-4) und Wasserdichtheit. Jeder dieser Bereiche wird auf einer Skala von 0 bis 4 bewertet, wobei 4 die höchste Leistung darstellt.

Kälteschutz EN 511:2006 Wasserdichtheit Kontaktkälte Konvektiv Kälte

Kettensägen-Schutz EN ISO 11393-4:2020

Bei der Arbeit mit Kettensägen sollte unbedingt auf die EU Norm für Schutzkleidung für die Benutzung von handgeführten Kettensägen geachtet werden. Der Umgang mit Kettensägen kann schnell zu Verletzungen führen, deshalb sind Forstschnittschutzhandschuhe mit ausreichenden Schutz besonders wichtig. Auch der sichere Griff spielt eine wichtige Rolle, um ein Abrutschen zu vermeiden. So sollte das Material des Kettensägen-Schutzhandschuhs robust und Griffig sein. Das Prüfkriterium dieser EU Norm bezieht sich auf die Kettengeschwindigkeit. Je höher die Klasse, desto höher ist die Kettengeschwindigkeit, welche der Kettensägen-Arbeitshandschuh standhält.

Kettensägen Schutz EN ISO 11393-4:2020 Kettensägen Geschwindigkeit

Thermische Risiken EN 407:2020

Thermische Risiken können am Arbeitsplatz in zahlreichen Formen auftreten. Um den Schutz bei Kontakt mit hohen Temperaturen durch Hitze, Strahlung oder Zündquellen zu gewährleisten, sind feuerfeste und hitzebeständige Handschuhe wichtig. Die feuerfesten Arbeitshandschuhe sollten bei Bedarf auch einen hervorragenden Abrieb- und Schnittschutz bieten, um einen sicheren Arbeitsalltag zu ermöglichen. Durch die EU Norm 407:2020 werden die Hitzeschutzhandschuhe auf die Kriterien Brennverhalten (0-4), Kontaktwärme(0-4), Konvektive Hitze (0-4),  Strahlungswärme (0-4), Belastung durch kleine (0-4) und große Schmelzspritzer flüssigen Metalls (0-4) getestet. Auch hier bedeutet „4“ die höchste Beständigkeit und „0“ die niedrigste, bzw. keine Beständigkeit und bei „X“ wurde keine Prüfung  durchgeführt.

Thermische Risiken  EN 407:2020 Belastung durch Spritzer geschmolzenes Metall  Strahlungswärme Konvektiv Hitze Kontakltwärme Brennverhalten

Schutz vor Chemikalien und Mikroorganismen EN ISO 374-1:2016

Die DIN Norm EN ISO 374-1:2016 bezieht sich auf die chemische Beständigkeit von Handschuhen gegenüber verschiedenen Chemikalien wie Säuren, Laugen und Ölen. Die Norm setzt spezifische Anforderungen an die Arbeitshandschuhe und legt sie in verschiedene Schutzniveaus fest.

Die Norm legt Anforderungen an die Materialien, die Durchdringungsbeständigkeit sowie an die physikalischen Eigenschaften der Handschuhe fest. Die Durchdringungsbeständigkeit gibt an, wie lange eine Chemikalie benötigt, um durch den Handschuh zu dringen. Dabei wird der Handschuh einem chemischen Test ausgesetzt, bei dem die Durchdringungszeit gemessen wird.

Die Zahl 374-1 bezieht sich auf die spezifische Norm für Arbeitshandschuhe zum Schutz vor Chemikalien und Mikroorganismen. Es gibt auch andere Teile der Norm, die sich mit verschiedenen Aspekten des Arbeitsschutzes befassen, wie z.B. EN ISO 374-2 für Mikroorganismen, EN ISO 374-3 für Chemikalien, die bestimmte Durchdringungs- und Permeationsanforderungen haben, und so weiter.

Die Schutzniveaus umfassen sechs verschiedene Kategorien, von Schutz gegenüber einfachen Chemikalien bis hin zu Schutz gegenüber gefährlicheren Stoffen wie Viren, Bakterien und radioaktiven Substanzen. Die Kategorien werden durch Buchstaben, von A bis F, dargestellt (siehe Tabelle unten).

Die DIN Norm gibt auch eine Anleitung zur Kennzeichnung der Handschuhe anhand von Symbolen, die eine bestimmte chemische Beständigkeit angeben. Der Benutzer der Handschuhe kann durch die Symbole schnell erkennen, welche Art von Chemikalien er damit handhaben kann und welche nicht.

KennbuchstabeDefinierte 
Chemikalie
Cas-NummerKlasse
AMethanol67-56-1Primärer Alkohol
BAceton67-64-1Keton
CAcetonitril75-05-8Nitril-Verbindung
DDichlormethan75-09-2Chloriertes Paraffin
EKohlenstoffdisulfid75-15-0Schwefelhaltige organische Verbindung
FToluol108-88-3Aromatischer Kohlenwasserstoff
GDiethylamin109-89-7Amin
HTetrahydrofuna109-99-9Heterozyklische und Etherverbindungen
IEthylacetat141-78-6Ester
Jn-Heptan142-82-5Aliphatischer Kohlenwasserstoff
KNatriumhydroxid 40 %1310-73-2Anorganische Base
LSchwefelsäure 96%7664-93-9Anorganische Mineralsäure, oxidierend
MSalpetersäure 65%7697-37-2Anorganische Mineralsäure, oxidierend
NEssigsäure 99%64-19-7Organische Säure
OAmmoniak 25%1336-21-6Organische Base
PWasserstoffperoxyd 30%7722-84-1Peroxid
SFluorwasserstoffsäure 40%7664-39-3Anorganische Mineralsäure
TFormaldehyd 37%50-00-0Aldehyd

Einmalhandschuhe EN 455-1:2000 AQL

Einmalhandschuhe sind ein wichtiges Instrument im Bereich der medizinischen und pflegerischen Versorgung. Allerdings müssen Einmalhandschuhe bestimmte Standards und Normen erfüllen, um ihre Wirksamkeit und Schutzwirkung im Bezug auf Durchlässigkeit und Sterilität zu gewährleisten. Eine wichtige Kennzeichnung ist die EN 455-1:2000 AQL. Diese Kennzeichnung gibt Auskunft über die Qualitätsprüfungen, denen Handschuhe unterzogen wurden.

AQL steht für "Acceptable Quality Level" und bezieht sich auf die akzeptierte Qualitätsstufe von dem Handschutz. Die Norm EN 455-1:2000 definiert die Prüfverfahren zur Bestimmung der physikalischen Eigenschaften von medizinischen Handschuhen aus Naturkautschuklatex und daraus hergestellten Mischungen. Es geht insbesondere um die Prüfung auf Löcher und den Durchbruch von Chemikalien

Der Handschutz muss bei der EN 455-1:2000 AQL-Prüfung eine ausreichend niedrige Anzahl von Löchern aufweisen, um als qualitativ hochwertig zu gelten. Genauer gesagt, bedeutet dies, dass bei der Inspektion von 100 Handschuhen höchstens 1-2 davon durchlässig sein dürfen.

Die EN 455-1:2000 AQL-Kennzeichnung gibt medizinischem Personal die Sicherheit, dass sie Handschuhe verwenden, die den Qualitätsstandards entsprechen und somit die notwendige Schutzwirkung gewährleisten.

Fazit

Insgesamt ist die DIN Norm im Bezug auf Arbeitshandschuhen ein wichtiger Faktor für die Arbeitssicherheit und dient als Richtlinie für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei der Auswahl und Verwendung von geeigneten Handschuhen. Es ist auch wichtig zu betonen, dass die DIN Norm nur ein Aspekt der Arbeitssicherheit darstellt und dass es andere Faktoren gibt, die eine Rolle spielen, wie zum Beispiel korrekter Einsatz der Handschuhe, angemessene Schulungen der Arbeitnehmer und entsprechender Einsatz von Schutzausrüstung.


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